Nina Zakharova
Vorname: Nina
Nachname: Zakharova
Herkunftsland: Ukraine
Job-Titel: Pädagogische Mitarbeiterin
In meiner Heimat in der Ukraine habe ich einen Masterabschluss absolviert und anschließend promoviert. Im Anschluss war ich 17 Jahre als Dozentin an der Universität Saporishshja an der Fakultät für Fremdsprachen tätig. Die Arbeit dort war sehr interessant, aber sehr zeitaufwendig mit vielen Überstunden und zusätzlichen Aufwendungen. Das war mit zwei kleinen Kindern eine schwierige Zeit, ich war ständig im Stress und es gab kaum Familienzeit. Zu diesem Zeitpunkt fing ich das erste Mal an, mir Gedanken über eine berufliche Veränderung zu machen.
Wie es der Zufall wohl wollte, war ich dann mit meinen Studenten als Dolmetscherin bei der Handwerkskammer tätig. In diesem Zusammenhang lernte ich Herrn Schulze vom Kinder- und Jugendhilfezentrum (KJHZ) Groß Börnecke kennen. Über einen Verein, für welchen ich bereits ehrenamtlich als Übersetzerin tätig war, hatte ich erneut Kontakt zu Herrn Schulze und dann bekam ich auch noch von der Uni den Auftrag, den Kontakt herzustellen und eine Kooperation mit der Uni und dem KJHZ zu prüfen. So hatte ich von drei verschiedenen Seiten Kontakt mit Herrn Schulze und dem KJHZ. Er lud mich dann ein, für zwei Wochen nach Deutschland zu kommen und zu hospitieren. Später hat er mir zusätzlich angeboten, in Deutschland zu bleiben und für ihn zu arbeiten. Dieses Angebot lehnte ich zunächst ab, denn es ist schon ein großer Schritt, sein Land, seine Freunde, seinen Arbeitgeber und letztendlich auch seine Familie zu verlassen.
Doch aufgrund der Arbeitsbedingungen und der sich zuspitzenden politischen Lage in der Ukraine, dachte ich immer wieder über das Angebot von Herrn Schulze nach und beschloss im Frühjahr 2019 meinen Job an der Uni zu kündigen und nach Deutschland zu gehen. Im August 2019 war es dann soweit, dass ich mit einem Arbeitsvisum die Ukraine verließ. Es dauerte ein Jahr, ehe ich meine Familie hinterher holen konnte. Das war eine sehr schlimme Zeit! Doch seit Februar 2020 ist mein Mann und seit August 2020 sind auch endlich meine Kinder hier in Deutschland. Sie gehen hier zur Schule und haben sich sehr gut eingelebt.
Der Weg bis dahin war sehr steinig. Wenn man nicht weiß, an wen man sich wenden muss, erhält man nur schwer Unterstützung. Hier würde ich mir eine umfangreichere Informationsstruktur für Einwanderer wünschen. Mein Antrag, meine Familie nach Deutschland zu holen, wurde zweimal von der Botschaft der Ukraine abgelehnt, ohne mir mitzuteilen, warum. Bei der Anerkennung meiner Abschlüsse und Diplome war es ebenfalls ein schwieriger und kostenintensiver Prozess. Alles andere erledigte mein Arbeitsgeber. Er kümmerte sich darum, dass ich mich einleben konnte, und half sogar mit der Einrichtung meiner Wohnung. Ein Umzug in ein neues Land ist schwierig, man hat nix, keine Möbel, kein Geld und in meinem Fall auch keine Familie. Man hat so viele Probleme auf einmal zu erledigen. Eine zusätzliche Unterstützung durch öffentliche Stellen, wäre hier sehr angebracht, z. B. in der Form eines Vorschusses oder einer Förderung, um den Führerschein machen zu können, da die Nutzung des ÖPNV nicht möglich ist.
Mittlerweile haben wir uns aber alle sehr gut eingelebt, die Kinder sind in der Schule angekommen und mein Job macht mir großen Spaß. Wir haben einen Aufenthaltstitel für 2,5 Jahre erhalten, welcher im Mai 2022 verlängert werden muss. Ich hoffe, das klappt dann reibungslos und wir dürfen dauerhaft in Deutschland bleiben.
