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Tareq-Aziz Azimi

Vorname: Tareq-Aziz

Nachname: Azimi

Herkunftsland: Afghanistan

Job-Titel: Auszubildender zum Anlagenmechaniker

Als ich 1 Jahr alt war, sind meine Eltern mit mir von Afghanistan in den Iran geflüchtet. Im Alter von 16 Jahren, also im Jahr 2014, beschloss ich, den Iran zu verlassen. Im Iran hat man als Afghane keinerlei Rechte, man darf keinen Besitz haben oder erwerben, erhält keinen Schulabschluss und darf auch nicht arbeiten. Unter diesen Umständen konnte ich mir keine Zukunft vorstellen. Für meine Eltern war eine erneute Flucht keine Option, sie wollten bleiben, da ich auch noch jüngere Geschwister habe und sie diese nicht in Gefahr bringen wollten. Mein Ziel war Skandinavien.

Mit Hilfe von Schleppern kam ich zunächst in die Türkei, nach Istanbul. Dort habe ich 3 Monate 12 Stunden am Tag Hilfsarbeiten in einem Dönerladen verrichtet. Als ich das Geld zusammen hatte, schloss ich mich mit einem Freund einer Flüchtlingsgruppe an. Wir wurden nachts mit einem Bus ans Meer gebracht und dort in ein Schlauchboot gesetzt. Wir sollten damit nach Griechenland übersetzen. Das Boot verlor allerdings Luft, so dass es nach einem Teil der Strecke unterging. Hier habe ich dann auch meine Papiere, Handy, Schuhe und alles, was mich am Schwimmen hindern konnte, verloren. Wir wurden dann von der Küstenwache gerettet und nach Griechenland in ein offenes Camp gebracht. Von dort brachte man uns nach ca. 2 Wochen in ein geschlossenes Camp, dort herrschten furchtbare Bedingungen. Es gab sehr wenig zu Essen, viel Gewalt und wir teilten uns einen Raum mit 52 Leuten. Durch den Machtwechsel in Griechenland wurde ein neues Flüchtlingsgesetz erlassen und wir wurden nach 7 Monaten, welche ich in zwei verschiedenen Camps verbringen musste, frei gelassen. Nun hatte ich 4 Wochen Zeit, Griechenland zu verlassen. Ich hatte weder Geld noch Papiere, noch ein Handy, aber die Menschen in Griechenland waren sehr freundlich und gaben uns zu essen und Übernachtungsmöglichkeiten und manchmal auch etwas Geld.

Da ich nun das Wasser mied, machte ich mich zu Fuß auf den Weg nach Mazedonien. Von dort ging ich weiter nach Serbien. An der Grenze zu Ungarn wurde ich von der Deutschen Armee aufgegriffen und in ein Camp nach Ungarn gebracht, bevor ich weiter nach Österreich gehen konnte. In Österreich wurde ich wieder in ein Camp gebracht, aber hier herrschten sehr gute Bedingungen. Es war sauber und es gab ausreichend zu Essen. Hier hatte ich auch das erste Mal wieder Kontakt zu meiner Familie. Sie schickten mir Geld und ich konnte mit dem Zug nach München fahren. Von München fuhr ich dann weiter nach Frankfurt am Main. Ich war überwältigt von den riesigen Bahnhofs Gebäuden. Das war eine völlig neue Welt für mich. In Frankfurt wandte ich mich dann an die Polizei. Ich musste eine Nacht in der Zelle verbringen und am nächsten Morgen schickte man mich mit einem Taxi nach Halberstadt. In der ZAST Halberstadt blieb ich einen Monat und wurde dann nach Magdeburg gebracht.  Hier lernte ich Rebecca kennen. Sie engagiert sich Ehrenamtlich für Flüchtlinge und half mir, mit Hilfe eines Anwalts Papiere zu beantragen und die Anerkennung meines Alters durchzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt war ich 17 Jahre alt, aber man glaubte mir nicht.

Durch Rebeccas Hilfe kam ich dann ins SoziaBell Magdeburg. Das war die schönste Zeit. Dort wurde sich sehr gut um mich gekümmert, die Betreuer waren immer da, ich hatte ein eigenes Zimmer und konnte die Schule besuchen. Da ich der einzige Ausländer in dem Projekt war, sprachen auch alle nur Deutsch. Dadurch haben sich meine Sprachkenntnisse sehr schnell verbessert. Der Schulbesuch war zunächst auf 2 Blöcke pro Tag im Rahmen eines BvJ begrenzt. Da ich aber mehr lernen wollte, fragte ich so häufig nach, bis ich endlich auf eine normale Schule gehen konnte. An der IGS Regine Hildebrandt schaffte ich dann auch meinen Realschulabschluss.

Einen Tiefpunkt hatte ich allerdings, als ich 2 Monate vor meinen Schulabschluss die erste Abschiebungsandrohung erhielt. Danach ging ich drei Tage nicht in die Schule und war völlig fertig, dass ich zurück nach Afghanistan sollte. In ein Land, welches ich nicht mal kannte und in welchem ich auch keine Familie oder Freunde hatte. Meine Mitschüler ermunterten mich aber, weiter zu machen und Widerspruch einzulegen, dieser wurde auch genehmigt und ich schloss die Schule mit einem guten Ergebnis ab.

Da ich schon immer handwerklich arbeiten wollte, schrieb ich einige Bewerbungen in diesem Bereich und bekam die Zusage der Firma Goldmann Service-Team. Jetzt befinde ich mich im 3. Ausbildungsjahr zum Anlagenmechaniker und werde im Februar 2022 meine Ausbildung abschließen. Wenn alles gut läuft werde ich auch übernommen. Da ich jeden Monat Geld nach Hause schicke, arbeite ich nebenbei noch als Pizzabäcker.

Ich bin sehr froh, hier in Deutschland zu sein. Ich möchte hierbleiben, habe aber weiterhin nur den Status der Duldung und bekam zwischendurch auch schon die zweite Abschiebungsandrohung. Ich werde aber weiter kämpfen und bin motiviert, mein Ziel zu erreichen.