Zia Mohammad Ahmadi

Nach meiner Flucht aus Afghanistan erreichte ich im Sommer 2015 mit 16 Jahren ohne meine Familie Deutschland. Von Halberstadt kam ich nach Schönebeck (Elbe). Danach folgten weitere Stationen: Zens, Bernburg und wieder zurück nach Schönebeck. Ich absolvierte das Berufsvorbereitungsjahr und erreichte 2017 den Hauptschulabschluss.

Im Heim für unbegleitete minderjährige Ausländer lernte ich die Mitarbeiter der KAUSA-Servicestelle Sachsen-Anhalt Nord kennen, die dort die Jugendlichen über das deutsche Ausbildungssystem informierten. Da ich bereits ein Praktikum im Verkauf absolviert hatte, äußerte ich den Wunsch, in diesem Bereich eine Ausbildung machen zu wollen. KAUSA unterstützte mich dabei im Bewerbungsprozess und vermittelte mir im Sommer 2018 einen Ausbildungsplatz zum Verkäufer bei Norma in Grußendorf (Niedersachsen). Ein Jahr später wechselte ich aber die Filiale und ging zurück nach Schönebeck.

In der Berufsschule hatte ich aufgrund der Sprache einige Probleme, sodass ausbildungsbegleitende Hilfen beantragt werden mussten. Seitdem bekomme ich Förderunterricht. In der Filiale bereiten mir alle praktischen Aufgaben und Arbeitsbereiche Spaß, weil mir meine Kolleginnen und Kollegen bei Fragen helfen und die Dinge freundlich erklären, anstatt mir Fehler vorzuhalten. Diesen Umgang schätze ich sehr. Während ich im Betrieb von meinem Team unterstützt werde, habe ich leider in der Schule mit rassistischen Beschimpfungen zu kämpfen. Es schmerzt mich sehr, dass ich in meiner Klasse ausgegrenzt werde und keine Hilfe bekomme. Trotzdem verliere ich mein großes Ziel nicht aus den Augen - meinen Ausbildungsabschluss. Dafür lohnt es sich, weiter zur Berufsschule zu gehen.

Sobald ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen habe, möchte ich aber aus persönlichen Gründen aus Sachsen-Anhalt wegziehen. Vielleicht nach Wolfsburg, weil dort viele meiner Freunde leben. Meinem Arbeitgeber Norma bleibe ich aber, wenn möglich, treu. Denn ich bin ihm für die gegebene Chance sehr dankbar.