Zwei Jahre Fachkräfteeinwanderungsgesetz: Wo steht Sachsen-Anhalt jetzt?

ZEMIGRA und das Netzwerk Willkommenskultur und Fachkräftegewinnung luden am 16. Juni Unternehmer/-innen und Fachleuten zum Austausch darüber, welche Auswirkungen das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) auf die Arbeitsmarktintegration in Sachsen-Anhalt hat. Dr. Carsten Transfeld, Vizepräsident der IHK Magdeburg, begrüßte die Teilnehmenden und betonte dabei das Anliegen der Veranstaltung: „Arbeitsmarktorientierte Zuwanderung schafft keine Probleme, sondern bietet Lösungen an.“ Als wichtige Voraussetzung für die Einwanderung nannte er eine Willkommenskultur im Unternehmen und auch in der Gesellschaft als Ganzes. Hier waren sich alle Podiumsgäst/-innen der Veranstaltung einig.

Als zentral bei der Umsetzung des FEG nannte Mathias Schönenberger, Referent Fachkräftesicherung der IHK Magdeburg, die neue Rolle der Ausländerbehörden. Sie sind durch das Gesetz wichtige Ansprechpartner von Unternehmen beim Prozess der Einwanderung von Arbeitskräften geworden. In Sachsen-Anhalt sind die Ausländerbehörden allerdings weiterhin dezentral organisiert. Daher würde sich die Anwendung des Gesetzes in den einzelnen Kommunen unterscheiden. Petra Alsleben, Leiterin des Stabes Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt in der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, verwies auf den Arbeitgeberservice als wichtiger Ansprechpartner für Unternehmen. Dr. Thomas Kauer, Koordinator des IQ Netzwerkes in Sachsen-Anhalt, nannte die Fachinformationszentren Einwanderung als Anlaufstelle. Aufgrund einer Vereinbarung mit dem Auswärtigen Amt könnten Prozesse durch sie mitunter beschleunigt werden. Probleme sahen die Podiumsteilnehmenden dennoch: Es fehle an Matching-Möglichkeiten zwischen Unternehmen und Arbeitskräften und eine E-Akte könne die Zusendung von Dokumenten an Behörden erleichtern.

Welche Erfahrungen haben die Unternehmen gemacht? Nebojsa Zarkovic, Geschäftsführer des Hotels Medaillon Magdeburg, hat in enger Zusammenarbeit mit der IHK Magdeburg einen Koch aus Kroatien über das beschleunigte Fachkräfteverfahren. Dies ist erst seit Einführung des FEG möglich. Für den Unternehmer Zarkovic war dies ein großes Glück, da er dringend eine neue/-e Koch/Köchin finden musste. „Die Papiere waren alle in sechs bis acht Wochen erledigt,“ berichtete er. Wichtig sei aber auch, dass das Ankommen vor Ort gesichert sei.
Doch auch das FEG hat zentrale Herausforderungen für die Einwanderung nicht aufgelöst. Darauf verwies Ingolf Drube, Pflegedirektor am Klinikum Magdeburg gGmbH, welches Menschen aus 37 Nationen beschäftigt. Die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen sei noch immer ein langwieriger Prozess und auch Sprachkenntnisse blieben weiterhin eine Hürde bei der Einstellung von Arbeitskräften aus dem Ausland. „Lob an das Netzwerk in Sachsen-Anhalt,“ sagte Drube, der sehr gute Erfahrungen mit den hiesigen Unterstützungsstrukturen gemacht hat. Maßnahmen zur besseren Integration hat auch das Klinikum Magdeburg gGmbH selbst ergriffen. Coaches begleiten die Fachkräfte aus dem Ausland und unterstützen die neuen Mitarbeiter/-innen bei Problemen.

Im Anschluss hatten die anwesenden Unternehmer/-innen die Möglichkeit mit Fachleuten an Thementischen in den Austausch zu treten und ihre persönlichen Fragen zur Integration von Fachkräften aus dem Ausland zu stellen.
Auf der anschließenden Kontaktbörse präsentierten sich über 30 Unternehmen aus der Region interessierten Fachkräften, die sich direkt über eine mögliche Beschäftigung informieren und bewerben konnten.
Fazit der Veranstaltung war, dass das FEG zu neuen Strukturen geführt hat und neue Möglichkeiten der Integration von Fachkräften aus dem Ausland geschaffen wurden. Zugleich hat es viele Probleme nicht lösen können. Netzwerke vor Ort sowie eine gesamtgesellschaftliche Willkommenskultur sind unabdingbar für den Integrationsprozess.
